Biotechnologie
in der Schule
Biologen arbeiten verstärkt mit
chemischen und physikalischen Modellen, um die Grundprinzipien des Lebens
auf molekularer Ebene deuten und verstehen zu können. Chemiker arbeiten
besonders in der medizinischen und pharmazeutischen Forschung zunehmend
mit Organismen oder Teilen daraus oder verwenden biologische Systeme zur
Durchführung chemischer Reaktionen. In der Schule können weder der
traditionelle Biologie- noch der Chemie- oder Physikunterricht dieser
Entwicklung gerecht werden. Daher wird an zwei hessischen Schulen seit dem
Schuljahr 2002/03 ein Biotechnologie-Grundkurs für die Oberstufe erprobt,
mit dem solche fächerübergreifenden Kompetenzen den SchülerInnen
vermittelt werden können. Die an dem Projekt teilnehmenden Lehrer wollen
eine Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrrichts
erreichen und damit den Anforderungen unserer Zeit an eine moderne
Ausbildung gerecht werden.
An dem
Projekt sind beteiligt:
Dr. Dietmar
Scherr, Max-Beckmann-Schule, Frankfurt am Main
Rolf Schuhmann, Max-Beckmann-Schule,
Frankfurt am Main
Rainer
Werel, Stiftsschule St. Johann, Amöneburg
Übersicht einer möglichen
Kursfolge:
Kurs
12 I
Biologisch relevante Moleküle: Strukturen und Reaktionen, Mikrobiologie, Stoffwechsel von Mikroorganismen, Nutzung des
Zellstoffwechsels in der klassischen Biotechnologie mit
Mikroorganismen, Fermentation, Fermentations-Techniken,
Lebensmitteltechnologie (Beispiel: Milch, Milchverarbeitung), Nutzung
der Photosyntheseleistung
von Grünalgen, Photosysnthese
Unterrichtsstunden: 50
12 II
Bakterielle Ökosysteme, Naturstoffe und ihre Struktur, Nachweismethoden
von Naturstoffen, ihre
Funktion in Zellen, Aufbau von Zellen, Struktur und Funktion der Zellorganellen,
Energiestoffwechsel, Struktur und Funktion von Proteinen,
Enzyme, enzymatische Katalyse, Anwendungen in der medizinischen
Diagnostik und Produktion, Immunreaktionen als Werkzeug in der Diagnostik (ELISA)
Unterrichtsstunden: 50
13 I
Informationsverarbeitung der Organismen, DNA/RNA, Replikation,
Proteinsynthese, Regulation der Proteinsynthese
Veränderung der Information von Organismen: Gentechnik:
Klonierung eines Gens Nutzung der veränderten Syntheseleistung von GVO
Unterrichtsstunden: 50
13 II
Projektarbeit:
Beispiel: Insulin und Diabetes,
Human Genom Projekt, Diagnostik auf molekularbiologischer Basis,
Nachweis gentechnisch veränderter Pflanzen, "DNA-Fingerprint"
In der Regel sind im Prüfungshalbjahr noch ca. 25 Stunden zur Verfügung
Wichtiger Bestandteil
der Kurse ist die Anwendung der Bioinformatik, Recherche in Datenbanken z.
B. (NCBI) National Center for Biotechnology Information, (RCSB) Brookhaven
Protein Data bank, Visualisierung von Strukturen mit Hilfe von Programmen
wie jmol
Die Gentechnik
liefert zentrale Methoden zur Erforschung und technischer Anwendung
biologischer Systeme. Die Expression bestimmter Proteine in Organismen
durch eine gentechnische Arbeit wird hier exemplarisch vorgestellt. Ein
Quallen-Gen, das beim Anregen im UV-Bereich grünes Fluoreszenzlicht
aussendet, wurde in einer Arbeitsgemeinschaft der Max-Beckmann-Schule in
Bakterien (E. coli)
transformiert. Die Expression des Green
Fluorescent Proteins unter der Kontrolle des Arabinose- Operons von E.
coli kann nun unter einer UV-Lampe (Anregung 390 nm) beobachtet
werden. Links ist
eine Platte ohne, rechts eine mit
Arabinose versetzt. Das Expressionssystem stammt von der Firma Biorad.
Wir danken an dieser Stelle sehr herzlich für die Überlassung des
Plasmids.
Fluoreszierenden
Bakterien
Rund um
die Milch
Milch
ist ein
Thema, das in der Schule als Kontext verwendet werden kann, kommen doch
Schülerinnen und Schüler jeden Tag mit Milch und deren Fermentationsprodukten in Kontakt.
Lagerung
von Käse in einer Molkerei
Tertiärstruktur des Chymosins (Labferment) aus der Brookhaven
Protein Data Bank einer Asparaginsäure-Proteinase, mit der Milch
eingedickt wird. Diese Proteinase spaltet das Kappa-Casein, welches für
die Stabilität der Micellen in Milch verantwortlich ist. Das aktive
Zentrum mit den beiden Asparaginsäuren ist markiert.
Methylenblau ist ein
Indikator für im anaeroben Bereich entstehende „Reduktionsäquivalente“
in Form von NADH, welches bei dem einzigen energieliefernden Schritt der
Glykolyse, der Oxidation des Glycerinaldehyd-3-phosphats, gebildet wird.
Methylenblau
als Redoxindikator
Dabei wird das
blaue Methylenblau zu der farblosen Leukoform reduziert.
Das
bei der Oxidation von Glycerinaldehyd–3–Phosphat gebildete NADH muss
aus Mangel an Sauerstoff auf andere Weise reoxidiert werden, da sonst die
Glykolyse nicht ablaufen kann. Hauptsächlich führen dabei die
Mikroorganismen entweder die Milchsäuregärung oder die alkoholische Gärung
oder auch beide nebeneinander durch. Es
gibt auch weitere heterofermentative Gärungsformen, wie z. B. die
Propionsäure- gärung (Emmentaler): |